"Branchenübergreifend ist die Zahl freier Stellen für IT-Fachkräfte 2021 auf 96.000 gestiegen." Laut eines bitkom Artikels fehlen uns 12% mehr qualifizierte Menschen als im Vorjahr, die in der Informatikbranche arbeiten.
Während die Zahl der Arbeitsplätze in der IT steigt, bleibt die Zahl der ausgebildeten Fachkräfte niedrig. Das bedeutet, dass wir schon in der Schulbildung mehr Informatikunterricht brauchen, um sie auf die für IT-Jobs erforderlichen Fähigkeiten vorzubereiten.
Die Gesellschaft für Informatik hat im März 2021 eine Studie über die Informatik Bildung in den einzelnen Bundesländer veröffentlicht, welche ein “ernüchterndes Bild” zeigt. 75%, das heißt, 12 von 16 Bundesländer bieten Informatik nicht als Pflichtfach an1. Umgekehrt gibt es nur in einem von sechzehn Bundesländern einen verpflichtenden Informatikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse.
Da sich unsere Zukunft immer mehr in Richtung technologischen Fortschritt bewegt, ist es klar, dass Informatik und Programmierung eine große Rolle in der Ausbildung unserer Jugend spielen sollten. Leider ist das nicht der Fall, zumindest nicht Stand 2021.
Pflichtfach Informatik - Vergleich zwischen den deutschen Bundesländern, Quelle: Informatik-Monitor, Gesellschaft für Informatik
Das Fach Informatik wird immer wichtiger
Unsere Welt wird immer moderner. Täglich gibt es einen neuen technologischen Fortschritt. Wir können mit unseren Smartphones sprechen, wir haben Autos, die selbst fahren und einparken, wir können mit einem einfachen Tippen auf unserem Smartphone Lebensmittel einkaufen und wir haben sogar Staubsaugroboter. Unser Leben wird immer bequemer und das hat viele Vorteile. Aber wer programmiert diese ganze Technologien? Die Antwort auf diese Frage ist die Kernaussage dieses Blogs: es sind nicht sehr viele Menschen.
In der modernen Welt von heute brauchen wir Programmierer*innen, Entwickler*innen und Menschen, die über den Tellerrand hinausschauen, um den Anforderungen unserer fortschreitenden technologischen Welt gerecht zu werden.
Die Fähigkeiten, die erforderlich sind, um moderne Technologien zu erfinden und die dringendsten Probleme unserer Welt zu lösen, sollten bereits in der Schule vermittelt werden. Laut der Gesellschaft für Informatik hat der Informatikunterricht in den meisten Bundesländern keinen hohen Stellenwert. Wie können wir ein Leben mit technologischen Annehmlichkeiten erwarten oder wünschen, wenn wir nicht die Arbeitskraft haben, um dieses ständig wachsende Gebiet zu bewältigen? Die Lösung ist einfach: Wir brauchen mehr Informatikunterricht in der Schule. Wir sollten Informatikunterricht für Schülerinnen und Schüler nicht nur als Option anbieten, sondern durch ein Pflichtfach allen die Chance geben, Informatik bezogene Fähigkeiten zu erlernen.
Kinder können bereits im Kindergarten mit Programmierspielen beginnen und so Informationen spielerisch aufnehmen. Es ist bekannt, dass unser Gehirn in den ersten Lebensjahren wie ein Schwamm funktioniert, so dass wir viel leichter lernen als in späteren Lebensjahren. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, die Kinder sehr früh an das Programmieren heranzuführen", sagt Kvist. Stell dir vor, wie viel besser unsere Jugend komplexe technologische Sachverhalte verstehen würde, wenn wir schon in jungen Jahren mit Informatikunterricht beginnen würden.
Darüber hinaus ist es besonders wichtig, dass Frauen die Möglichkeit haben, eine große Rolle in der Informatik zu spielen. Wenn Schülerinnen an einem verpflichtenden Informatikunterricht teilnehmen, lernen sie das Fach frei von Gender-Klischees kennen und man kommt der Lösung zweier Probleme näher: dem Geschlechterungleichgewicht in der Informatik - und der großen Zahl offener IT-Stellen.
Informatik in der Schule: große Unterschiede zwischen den Bundesländern
Informatikunterricht in Deutschland, Sek 1, Quelle: Informatik-Monitor, Gesellschaft für Informatik
In der obigen Grafik kann man die Unterschiede in Bezug auf den Informatikunterricht in den sechzehn deutschen Bundesländern erkennen. Die Mehrheit der Bundesländer (7 von 16 bzw. 43,75%) fallen unter die gelbe Kategorie, "ein curricular unterlegtes Angebot ist in jeder Schulform ab Kl. 5 möglich", was konkret bedeutet, dass es ab der 5. Klasse in jeder Schulform die Möglichkeit zum Informatikunterricht gibt, dieser allerdings nicht verpflichtend ist. Wie oben schon erwähnt, gibt es nur ein einziges Bundesland, dass Informatikunterricht für jede Klasse ab der 5. Klasse vorschreibt, nämlich Mecklenburg-Vorpommern (dunkelgrün).
Problematisch ist auch, dass es in zwei Bundesländern gar kein Angebot gibt. Das heißt nicht, dass Informatik an keiner hessischen oder Bremer Schule angeboten wird, sondern dass es keine Vorgaben vom Kultusministerium für den Sekundarbereich I gibt.
Die Technologie prägt uns immer mehr und um mit diesen Anforderungen auch in Zukunft Schritt halten zu können, brauchen wir eine entsprechende Grundbildung.
Wie können wir mehr Informatikunterricht in unseren Schulen einführen?
Nachdem wir nun einen Blick auf die Informationen hinter dem fehlenden Informatikunterricht an deutschen Schulen geworfen haben, sollten wir uns fragen, wie wir diese Statistiken verbessern können. Wie können wir den Informatikunterricht in deutschen Schulen nicht nur optional sondern so früh wie möglich als Pflichtfach anbieten? Wir wissen um die Vorteile einer frühzeitigen Beschäftigung mit dem Lernen. Wir wissen, wie sehr die Technologie unser Leben verändert. Und wir wissen, dass es einen massiven Mangel an qualifizierten IT-Fachkräften gibt.
Image, Werbung und Marketing sind wichtige Aspekte, wenn es darum geht, ein positives Bild für ein Produkt zu schaffen, so auch für das Fach Informatik. Kann man also davon ausgehen, dass hinter dem allgemeinen Desinteresse ein unerwünschtes Image vom Fach Informatik und Informatikunterricht steckt? Wenn wir alle die Informatik attraktiver finden würden, werden wir uns auch mehr dafür interessieren. Ein höheres Angebot an IT-Fachkräften wird dazu beitragen, Studierende im Fach Informatik auszubilden und uns so letztendlich helfen, ein Gleichgewicht in der steigenden Nachfrage nach IT-Jobs zu erreichen.
Folgende Tipps könnten die Einführung des Informatikunterrichts erleichtern:
- Ein exklusives Image rund um Informatik schaffen
Je mehr wir bei den unterschiedlichsten Menschen für Informatik werben, desto mehr Menschen finden Informatik attraktiv und desto größer wird das Interesse insgesamt.
- Die Vorteile der Informatik bewerben
Die Zahl der Vorteile rund um eine Karriere in der Informatik ist zahllos und dieses Bewusstsein muss mehr verbreitet werden. Es gibt ein gewisses Maß an Sicherheit, das man von einer Ausbildung im Fach Informatik erwarten kann. Wie wir bereits erwähnt haben, steigt die Nachfrage immer weiter an, sodass es eine Fülle von Arbeitsplätzen gibt, um diese Nachfrage zu decken.
- SPIELE SPIELE SPIELE
Wir haben uns bereits mit den Vorteilen des frühen Lernens beschäftigt. Gibt es einen besseren Weg, junge Kinder zu erreichen, als ihnen Programmierspiele beizubringen? Diese Strategie kann das Interesse steigern, die Programmierlogik schon früh vermitteln und den Kinder zeigen, wie sehr Informatik ein Teil unseres Lebens ist. Es gibt viele Angebote, die Informatik auf eine spielerische Art und Weise vermitteln.
- Aufmerksamkeit
Je mehr das Bewusstsein für ein bestimmtes Studienfach oder einen bestimmten Beruf vorhanden ist, desto mehr Menschen können wir damit ansprechen. Wir können keine Entscheidungen über Dinge treffen, über die wir nicht Bescheid wissen. Deshalb wird die Forderung nach dem Fach Informatik bereits in frühen Jahren dafür sorgen, dass die Idee der Informatik in den Köpfen unserer Jugend bleibt - nicht nur als Beruf in diesem Bereich, sondern auch als Lehrkraft für dieses Fach.
- Informatik-Apps und Programmierumgebungen
Nicht zuletzt gibt es erstaunliche Ressourcen wie Scratch, AppCamps, khanacademy oder auch PearUp, die Lehrkräfte nutzen können, um ihren Schüler*innen Informatik beizubringen. PearUp hat sowohl eine blockbasierte Programmierumgebung als auch seit neuestem ein Coding Template für fortgeschrittenere Schüler*innen. Außerdem möchte PearUp dazu beitragen, dass das Image der Informatik verbessert wird. So wird der Lernprozess in eine motivierende Spielhandlung eingebettet, in der Schüler*innen ihr eigenes IT-Startup gründen und in ihrem eigenen Tempo die Aufgaben lösen, um das Startup zum Erfolg zu führen. So lernen sie neben den Informatikinhalten auch spielerisch das Thema Unternehmertum und potenzielle IT-Berufe kennen.
Eine aufregende Welt voller Technologie klopft an unsere Türen, und durch die oben erwähnten Taktiken können wir die Technologie hereinlassen.
Das Fach Informatik - Fazit
Es lässt sich zusammenfassen, dass es ein großes Loch in unserer Informatikbildung gibt. Der Informatik-Monitor, die Studie der Gesellschaft für Informatik, zeigt, dass es an deutschen Schulen an informatischer Bildung mangelt. Zwar gibt es in der Mehrheit der Bundesländer ein Angebot, aber die meisten Schüler*innen profitieren nicht davon, da Informatik kein Pflichtfach ist. An diesem Punkt unseres technologischen Fortschritts sollte das Fach Informatik ein obligatorischer Spitzenreiter in unserem Bildungssystem sein, kein optionaler Unterricht. Wie bereits erwähnt, bewegen wir uns auf eine Ära ständig fortschreitender Erfindungen und dadurch auf einen immer bequemeren Lebensstil zu. Das bedeutet, dass wir Arbeitskräfte benötigen, die diese Technologien vorantreiben. Wir können dies erreichen, indem wir ein attraktives Gesamtbild rund um die IT schaffen.
1 Der Inforamtik-Monitor wurde im März 2021 veröffentlicht. Seit dem Schuljahr 2021/2022 gibt es auch in NRW für die Klassen 5 und 6 das Pflichtfach Informatik.
Quellen:
- https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/IT-Fachkraefteluecke-wird-groesser
- https://informatik-monitor.de/fileadmin/GI/Allgemein/PDF/GI_Informatik-Monitor_01.pdf
- https://blog.haus-der-kleinen-forscher.de/informatik-monitor-und-programmieren-schon-fuer-kinder