Interview mit einer Expertin für digitale Bildung

22.09.21 12:00 | digitale Bildung Interview mit einer Expertin für digitale Bildung

Isabell Hollnack ist Berufsschullehrerin und teilt gerne ihre Tipps und Tricks zum Thema digitale Bildung und Schule allgemein auf Instagram.

Isabell Hollnack ist Berufsschullehrerin und außerdem sehr aktiv auf Instagram, wo sie bereitwillig ihre Tipps und Tricks zum Thema digitale Bildung oder sonstige Schulthemen mit anderen Lehrkräften teilt. So sind auch wir auf sie aufmerksam geworden und haben sie nun schon zum zweiten Mal um ein Interview gebeten, welches wir diesmal mit euch teilen wollen.

 

Liebe Isabell,

vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. 

Stell dich doch gerne einmal kurz vor und erzähle uns, was du so reizvoll an

deinem Beruf als Lehrerin findest:

Ich bin Isabell, 29 Jahre alt und Berufsschullehrerin in Niedersachsen. Ich bin gelernte Tischlerin und unterrichte die Fächer Holztechnik, Deutsch, Projektmanagement und Politik. Studiert habe ich an der Leibniz Uni Hannover. An meinem Beruf liebe ich besonders, dass ich das Leben meiner Schüler:innen auf so vielen Wegen mitgestalten kann und möchte ihnen besonders Selbstvertrauen mit auf dem Weg geben. Davon hatte ich damals wenig und ich hätte es mir so sehr gewünscht. 

 

Was sind deine liebsten digitalen Medien oder Apps, die du

verwendest?

Da gibt es viele, sehr viele. Ich arbeite stündlich mit dem iPad und nutze daher sehr gerne Notability als Notiz-App für Arbeitsblätter, Stundenverläufe u.v.m.. In den Videokonferenzen habe ich das iPad immer mit meinem Laptop gespiegelt und dann meinen Bildschirm in der Videokonferenz geteilt. So hatten wir eine digitale Tafel und die Schüler:innen konnten die Inhalte leichter verfolgen. Neben der Technik mag ich besonders BookCreator, LearningSnacks, LearningApps und Kahoot. Diese Tools kommen sehr oft zum Einsatz und eröffnen meinen Schüler:innen viele Zugänge zum Lernen und verschiedene Sinneskanäle werden angesprochen. Gerade letzteres ist super, da es so viele verschiedene Lerntypen gibt. Darüber hinaus fällt es durch diese Tools einfacher, Binnendifferenzierung im Unterricht umzusetzen und das ist ein besonders wichtiger Aspekt, weil die Lerngruppen in der Berufsschule so heterogen sind. 

 

Wie lange verwendest du sie schon und wie hast du damit angefangen, deinen Unterricht digital zu unterstützen?

Ich verwende sie seit Beginn meines Referendariats. Ich habe mich bereits in meiner Masterarbeit mit digitalen Medien beschäftigt und dort Lehrarrangements zur Prozentrechnung mit Hilfe digitaler Medien entwickelt. So kannte ich natürlich auch schon eine Menge und auch der Umgang war mir vertraut. Zu Beginn des Referendariats habe ich mir ein iPad gekauft und viel ausprobiert. Mein Pädagogikleiter im Ref ist sehr affin und zeigte uns viele Apps und Tools. Das war sehr hilfreich und davon habe ich eine ganze Menge gelernt. 

 

Wie relevant sind deiner Meinung nach digitale Medien im Klassenraum? Dabei kannst du gerne auf die aktuelle Zeit eingehen, aber auch, wie du die Zukunft von digitalen Medien siehst. 

Digitale Medien werden die Zukunft im Klassenzimmer sein und unterstützen besonders das 4K-Modell. Das 4K-Modell formuliert vier Kompetenzen, die für Lernende im 21. Jahrhundert von großer Bedeutung sind: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. Viele Lehrkräfte denken, dass sie nun alles in ihrem Unterricht digitalisieren müssen. Dies ist ein falscher Gedankenansatz und kann schnell demotivieren. Jede Lehrkraft leistet fachlich gute Arbeit und es geht einfach um eine Evolution des Lernens. Es geht nicht darum, willkürlich digitale Medien einzusetzen. Es ist wichtig, dass sie didaktisch-methodisch sinnvoll eingesetzt werden, damit das Potential entfaltet wird. Ich finde es immer toll, wenn analog und digital gleichermaßen verwendet werden, da einige Lerngruppen auch schnell zu überfordert sind, wenn man den Fokus nur auf das Digitale legt.

 

Wie kommen digitale Medien bei deinen Schülerinnen und Schülern an?

Super! Mir ist es total wichtig, dass meine Schüler:innen Spaß am Lernen haben und ich dem Zeitalter angemessen unterrichte. Ich habe schon viel tolles Feedback erhalten: „Bei Ihnen macht sogar Rechtschreibung und Grammatik Spaß, das lernen wir sogar gerne!“ Ich hatte im Homeschooling digitales Stationen lernen zum Thema Rechtschreibung und Grammatik mit BookCreator entworfen. Das Thema ist trocken und langweilig, das ist einfach so. Durch die digitale Aufbereitung kam es so gut an, das hat mich richtig gefreut. 

Weitere Schülerrückmeldungen sind: 

  • Bei Ihnen gibt es nicht nur das Buch und wir müssen 90 Minuten zuhören.
  • Sie unterrichten so modern und haben neue Ansätze. Es macht Spaß in den Unterricht zu kommen. 
  • Wir haben schon viele Tools aus ihrem Unterricht in unseren eigenen Schülerpräsentationen eingebaut und das kam richtig gut an. 
  • Im Praktikum habe ich die Edkimo-App in einer Teamsitzung ausprobiert. Die Kollegen waren begeistert. 
  • Kahoot war im Unterricht so toll. Das habe ich meiner Familie gezeigt und wir spielten es zuhause in den Ferien. 

Gerade die letzten Punkte finde ich toll. Die Schüler:innen nehmen was mit, setzen es in der Schule um und sogar im Beruf. 

 

Du gibst ja auch interne Fortbildungen zu diesem Thema - was empfiehlst du deinen Kolleginnen und Kollegen für den Einstieg zu digitalen Medien? 

Einfach ausprobieren und bei Problemen nicht sofort aufgeben. Ich gebe viele SchiLfs (schulinterne Lehrer/innen-Fortbildungen) in meiner Schule und bin meinen Kolleg:innen auch Ansprechparterin in diesem Bereich. Haben sie Fragen oder Probleme, können sie sich jederzeit melden und das wird auch sehr in Anspruch genommen. Gerne setze ich mich mit Kolleg:innen hin und erkläre oder zeige etwas. Mir ist es wichtig, dass meine Kolleg:innen das Gefühl haben, dass sie mich wirklich alles fragen können. Niemand soll sich schlecht fühlen. Einen Tag vor den Sommerferien habe ich mit meiner Kollegin eine schulweite SchiLf für 130 Kolleg:innen geplant und an diesem Tag durchgeführt. Das Ergebnis und die Atmosphäre des Kollegiums war überwältigend. Am Ende kam eine Kollegin auf mich zu und sagte: „Im Bereich Digitalisierung hast du im gesamtem Kollegium richtig was angestoßen“. Das finde ich unglaublich toll und befördert Schulentwicklung in die richtige Richtung!

Isabell Hollnack

Verfasst von: Isabell Hollnack

Berufsschullehrerin für die Fächer Holztechnik, Deutsch, Projektmanagement und Politik